Der Klimawandel zeigt jetzt schon Folgen: Wetterextreme und Dürren nehmen hierzulande zu. Im globalen Süden müssen bereits Menschen fliehen, aber auch in Rösrath sind die Folgen bereits in den Wäldern deutlich sichtbar. Die Klimakrise bedroht die Lebensgrundlage von uns allen und erzeugt dringenden Handlungsbedarf. Während auf nationaler und internationaler Ebene die wichtigen Weichenstellungen getroffen werden, findet die Umsetzung sehr stark auf lokaler Ebene statt. Die Kommune kann daher in vielfältiger Weise aktiv werden.
„Wir alle sind für den Klimawandel verantwortlich, und wir alle werden die Folgen tragen. Deswegen müssen wir als vergleichsweise reiche Industrienation als Vorbild voran gehen und das Klima schützen. Daher sollte sich auch Rösrath mehr dem kommunalen Klimaschutz verpflichten“ fordert Nils Czerwonatis von Fridays for Future aus Rösrath.
Die große Herausforderung
Zum kommunalen Klimaschutz hat das Deutsche Institut für Urbanistik einen Praxisleitfaden erstellt, der die verschiedenen Dimensionen darstellt und konkrete Hilfestellungen für die Umsetzung gibt. Eine besondere Herausforderung ist, dass Klimaschutz eine Querschnittsaufgabe sei, „was für eher sektoral aufgebaute Kommunalverwaltungen eine Herausforderung darstellt.“
Die Eckpunkte des Leitfadens
Das Wichtigste zuerst: Bevor über die Planung und Umsetzung einzelner Maßnahmen gesprochen wird, sollte ein schlüssiges Klimaschutzkonzept entwickelt werden, das folgende Bereiche umfasst.
- Energiesparmaßnahmen (Beispiel Ludwigslust-Parchim)
- Effizientere Energieerzeugung (Beispiel Ebersberg)
- Klimafreundliche Stadtplanung und Mobilität (Beispiel Oberursel)
- Öffentlichkeitsarbeit, Beratung und Bürgerbeteiligung (Beispiel Nordhausen)
Die Stadt kann als Planerin, Versorgerin und Reguliererin vor allem in diesen Sektoren viel Einfluss nehmen und damit zielorientiert wirken.
Klimaschutzmanager für ein planvolles Vorgehen
Kommunaler Klimaschutz muss mit Plan umgesetzt werden. Um die vielen Dimensionen und Beteiligten zu koordinieren, sollte ein Klimaschutzmanager eingestellt werden. Dieser bringt die verschiedenen Sektoren, wie Verkehr, Stadtplanung oder Ressourcenwirtschaft zusammen und vermittelt zwischen den Akteuren, wie Stadtwerke, Stadtverwaltung und Kreis. Dabei kann mit anderen Kommunen kooperiert werden.
„Klimaschutz in die Verwaltung zu integrieren heißt einen größeren Veränderungprozess in der Verwaltung anzustoßen. Dabei ist vor allem darauf zu achten, dass der Prozess Rückendeckung von ganz oben hat – also Bürgermeisterin und Verwaltungsspitze voll dahinter stehen und das auch deutlich machen“, empfiehlt der Lohmarer Klimaschutzmanager Christian Simons. Auch die Bevölkerung muss in den weitreichenden Veränderungsprozess mit eingebunden werden, damit sie die daraus folgenden Konsequenzen für das tägliche Leben nachvollziehen und mittragen kann. Hierzu sollte ein runder Tisch initiiert werden mit Vertretenden aus den Ausschüssen, Fachleuten, Unternehmensvertreter:innen und Aktivist:innen.
Der Rheinisch-Bergische-Kreis hat bereits eine solche Stelle geschaffen. Schon rein aus Zeitgründen kann sich dieser Klimaschutzmanager aber natürlich nicht im Alleingang um Planung und Umsetzung in allen Kommunen des Kreises kümmern. Folglich ist es notwendig, eine solche Position auch innerhalb von Rösrath zu etablieren.
Vergleichbare Kommunen wie Lohmar sind hier bereits weiter. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass die Kommune auf eine entsprechende Anfrage im Stadtrat im Oktober 2019 nur auf Einzelmaßnahmen verweisen konnte. Damit sich das ändert, muss Rösrath jetzt selbst aktiv werden, indem die momentane Situation und das Potential analysiert und ein Maßnahmenkatalog ausgearbeitet wird.
Das liebe Geld: Fördermöglichkeiten ausschöpfen
Wie bei allen Maßnahmen stellt sich natürlich auch hier die Frage nach der Finanzierung. Glücklicherweise sind die Kommunen hierbei nicht auf sich alleine gestellt. Im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) gibt es eine Reihe von Fördermöglichkeiten, speziell auch für Vorhaben auf kommunaler Ebene. Eventuelle weitere Fördermaßnahmen sollten zu gegebener Zeit ebenfalls untersucht werden.
Der erste Schritt: Thema platzieren!
Ein allgemeines hohes Bewusstsein für die Notwendigkeit eines Klimaschutzkonzeptes ist zentrale Voraussetzung für ein erfolgreiches weiteres Vorgehen. Zusammen Leben Rösrath möchte daher dieses (überlebens-) wichtige Thema in den kommenden Monaten auf die Tagesordnung des Stadtrats bringen. In diesem Zuge setzen wir uns auch für Etablierung eines lokalen Klimaschutzmanagers ein.
Parallel möchten wir einen öffentlichen Dialog unter Einbeziehung aller interessierten Rösrather Bürger:innen, themenaffinen Aktivist:innen, der lokalen Wirtschaft, Politik und Eigenbetriebe initiieren. Im Rahmen von Veranstaltungen (gegebenenfalls online) werden ausgewiesene Expert:innen fachliche Impulse leifern und Fragen der Zuhörerschaft beantworten.
Ziel dieses ersten Schritts ist ein grundlegender Konsens, so dass die bisherigen Erkenntnisse in die weitere Konkretisierung und Planung einfließen können.