Kategorien
Dialog Impulse

Rösrath ist für alle da: Visionen und Ideen für unsere Stadt

Wir beschäftigen uns seit einigen Jahren intensiv mit dem Thema Mobilität und Verkehrswende. Es gibt viele kleine Maßnahmen, welche die Aufenthalts- und Lebensqualität in unserer Stadt verbessern können. Dieser Artikel setzt seinen Fokus indes auf große Veränderungen. Diese mögen in der aktuellen politischen Situation in Rösrath schwer umsetzbar sein. Aber wir haben Ideen und Visionen, die wir gemeinsam mit Bürger:innen in unserer Stadt verwirklichen wollen. Auch, wenn der Weg lang und mit viel Widerstand verbunden sein wird: Es lohnt sich!

1) Umgestaltung des öffentlichen Raumes

Es könnte so schön sein

Die Gestaltung und Ausprägung öffentlicher Räume – der Straßen, Wege und Plätze sowie der Grünanlagen – ist für die Sicherung der Lebensqualität in unseren Städten und Gemeinden von entscheidender Bedeutung. Öffentliche Räume sind neben ihrer Aufgabe für Verkehr, Wirtschaft und Erholung auch Orte des gesellschaftlichen Austausches. Sie dienen der Orientierung, der Repräsentation, der Identifikation und – als Ort, an dem verschiedene gesellschaftliche Gruppen aufeinander treffen – der Integration.

Aber: Wer an Rösrath denkt, denkt ans Auto

Das Bild Rösraths – insbesondere in den drei Zentren – ist heute geprägt von einer Vorherrschaft des motorisierten Verkehrs. Öffentliche Flächen wurden bereitwillig an die Anforderungen von Autofahrern angepasst, was sich beispielsweise durch die zahlreichen Möglichkeiten des Parkens auf Gehwegen oder fehlender Parkraumbewirtschaftung bemerkbar macht. Verstöße gegen Vorschriften werden zudem kaum geahndet und auch mit einem rechtlich fragwürdigen Ermessensspielraum begründet.

Gefahren für Fußgänger und Radfahrende

Allgemein entstehen durch Längsparkplätze für Radfahrende und Fußgänger problematische Situationen. Insbesondere im Ortskern von Hoffnungsthal parken Autos und LKWs sowohl auf Gehwegen als auch auf der Straße. Radfahrende sind Gefahren durch sog. Dooring, also plötzlich öffnende Autotüren bei Längstparkplätzen, ausgesetzt. Teilweise müssen sich Radfahrende die Straße gleichzeitig mit dem parkenden und fahrenden Auto teilen. Weichen Radfahrende den in die Straße hineinragenden Autos aus, so müssen ebenfalls auf der Fahrspur fahrende Kfz auf die Gegenspur ausweichen – oder sie halten den erforderlichen Mindestabstand zum Radfahrenden nicht ein. Zahlreiche Fußwege werden durch die parkenden Kfz zudem an diversen Stellen auf eine Breite unter einem Meter reduziert. Der von den Regelwerken geforderte Begegnungsverkehr von Fußgängern ist damit nicht möglich.

Plakat "Gleichberechtigung" für Kommunalwahl 2020
Wahlplakat von ZLR zur Kommunalwahl im Jahr 2020

Abbau von Einzelparkplätzen in den Zentren

Durch die Reduzierung von Einzelparkplätzen in den drei Zentren (Rösrath, Forsbach, Hoffnungsthal) kann die Aufenthaltsqualität in diesen Bereichen gesteigert und Gefahren für Radfahrende und Fußgänger reduziert werden. Dies ist so lange zumutbar, wie Autofahrer auch für kurzfristige Erledigungen nur wenige Meter laufen müssen, um die jeweiligen Ortszentren zu erreichen. Für körperlich eingeschränkte Menschen müssen zudem besondere Lösungen gefunden werden, da ihnen mitunter auch kurze Wege nicht zugemutet werden können.

Ausbau großer, zentrumsnaher Parkflächen

Auf großen, zentrumsnahen Parkplätzen liegt bei der Umgestaltung des öffentlichen Raumes ein besonderer Fokus. Hierbei fällt auf, dass in Rösrath bereits heute schon große Parkflächen (teils öffentlich, teils privat) zur Verfügung stehen, die häufig nicht ausgelastet sind (bspw. Rewe Hoffnungsthal (öffentlich), Bergsegen Hoffnungsthal (öffentlich), Sporthalle Forsbach (öffentlich), P&R Parkplätze Bahnhof (öffentlich), Edeka Breidohr und Lidl Rösrath (privat), Rewe Nähe Halfenhof (privat) und Parkplatz Halfenhof (öffentlich). Hier könnte einerseits geprüft werden, wie man als Stadt Parkplätze wieder in den öffentlichen Raum zurückholen kann (insb. Breidohr) bzw. welche Investitionen hierzu erforderlich sind. Ggf. kann man auch Regelungen für die allgemeine Nutzung von Privatparkplätzen mit den Eigentümern treffen (z.B. Edeka Breidohr, Lidl, Rewe Nähe Halfenhof).

2) Routen auf alternative Parkflächen

Parkleitsystem nach dem Vorbild anderer Kommunen

Zusätzlich mit der Umgestaltung des öffentlichen Raumes sollte ein Parkleitsystem geschaffen werden, mit welchen Autofahrer auf die großen, zentrumsnahen Parkplätze geroutet werden. Ein Beispiel bietet die Nachbargemeinde Overath.

Parkleitsystem in Overrath mit Routing zu großen Parkplätzen

Während in Hoffnungsthal ausreichend große Parkflächen zur Verfügung stehen, stellt sich der Zentrumsbereich in Rösrath, der kaum große Parkflächen bietet, als problematisch dar. Hier wären die Bereiche Breidohr / Lidl, Bahnhof Rösrath oder Bitze als zentrale Parkplätze wichtig, um das Flanieren in den Innenstadtbereich zu ermöglichen und um dort überhaupt Parkflächen moderat abzubauen zu können.

Hierzu sollte bereits frühzeitig mit Eigentümern privater Parkflächen ins Gespräch gegangen werden, um zu klären, unter welchen Bedingungen eine öffentliche Nutzung des Raumes (zusätzlich) erreicht werden kann.

3) Kostenpflichtige öffentliche Parkflächen

Ein wichtiges Stichwort zur Reduzierung des Kfz-Verkehrs in den Zentren stellt die sogenannte Parkraumbewirtschaftung dar. Parkraum wird vor allem dort bewirtschaftet, wo die Zahl der parkenden Fahrzeuge die Zahl der verfügbaren Parkplätze übersteigt und somit eine Überschussnachfrage besteht. Eine Überschussnachfrage kann zu einem erhöhten Parksuchverkehr und damit zu erhöhten Lärm- und Umweltbelastungen führen, sowie einen Anreiz darstellen, entgegen den Bestimmungen der Straßenverkehrsordnung sein Fahrzeug zum Parken abzustellen (vgl. Wikipedia).

Die Bewirtschaftung kann verschiedene Ziele verfolgen:

  • Senkung des motorisierten Verkehrsaufkommens und damit von Lärm und Umweltbelastung
  • relative Attraktivitätssteigerung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) im Verhältnis zum Auto
  • Senkung des ordnungswidrigen Flächenverbrauchs (Falschparker)
  • Ertragsmaximierung durch Generierung von Einnahmen

Senkung der Parknachfrage durch attraktive Alternativen

Durch Einführung von Kosten für das Parken soll die Nachfrage gesenkt werden. Das Angebot des ÖPNV erscheint attraktiver und es sollen mehr Leute alternative Methoden nutzen (z.B. Fahrrad), um in die bewirtschaftete Zone zu gelangen. So stehen den verbleibenden Fahrzeugen mehr Parkplätze zur Verfügung. Der Suchverkehr nimmt ab und ebenso der Anreiz falsch zu parken (vgl. Wikipedia, Suchwort „Parkraumbewirtschaftung“).

Kreative Lösungen sind gefragt

Eine Möglichkeit wäre z.B., an großen öffentlichen Parkplätzen das Parken in den ersten 30 Minuten kostenlos zu gestalten (Parkscheibe), um das Einkaufen z.B. am Rewe zu ermöglichen. Die Bewirtschaftung des Parkraumes ist ein wichtiger Schritt der Lenkung des Verkehrs und einer klaren Aussage der Stadt zur Durchbrechung des Primats des Autoverkehrs.

4) Regeln konsequent durchsetzen

In diesem Zusammenhang wird immer wieder von Rösrather Bürger:innen bemängelt, dass im öffentlichen Raum Regeln nicht oder nicht konsequent durchgesetzt werden. Wir sehen aber die Durchsetzung bestehender Regeln als wichtige Grundlage für die Neuordnung des öffentlichen Raumes an.

Vertrauen ist gut, aber ohne Kontrolle geht es nicht

So ist z.B. die Kontrolle des bewirtschafteten Parkraums sowie der Einhaltung und Sanktionierung von Verstößen zur Erhaltung der Wirtschaftlichkeit und zur Sicherung der Einnahmen erforderlich. Der Kontrollaufwand schmälert jedoch das Ertragsziel. Während private Parkraumbesitzer meist eine Schrankenanlage oder einen Parkwart einsetzen, nutzen deutsche Städte und Kommunen zur Überwachung des ruhenden Verkehrs meist Angestellte und Beamte im öffentlichen Dienst.

Stärkung der personellen Ausstattung des Ordnungsamtes unerlässlich

Es gibt aber aktuell in Rösrath keine Durchsetzungskultur von Regeln, zudem sind wir als kreisangehörige Stadt z.B. bei Geschwindigkeitskontrollen auf Mitwirkung / Durchführung des Kreises angewiesen. Dazu kommt eine – nach eigenen Angaben – unzureichende personelle Ausstattung des Ordnungsamtes, welches letztlich die Einhaltung von Regeln innerorts ahndet.

Folgende Punkte erachten wir als erforderlich an:

  • Deutliche personelle Aufstockung des Ordnungsamtes (finanzierbar z.B. durch ausreichende Kontrolle des bewirtschafteten Parkraumes, s.o.)
  • Engerer Austausch mit der Polizei Kreis zur Durchsetzung von Regeln (z.B. Geschwindigkeitskontrollen in Zentren / Aufstellen von Blitzern) – auch an Wochenenden!
  • Marketing der Stadt, um Verständnis und Engagement der Bevölkerung für Regeln und Durchsetzung derer zu fördern.

5) Zusammenfassung

Zur Erhöhung der Aufenthaltsqualität und Förderung von Fußgängern und Radfahrenden muss in den drei Zentren eine Umgestaltung des öffentlichen Raumes in Gang gesetzt werden. Hierbei liegt der Fokus auf großen, zentrumsnahen Parkflächen als Alternative zu Einzelparkplätzen in den Ortszentren. Zusätzlich ist eine Parkraumbewirtschaftung erforderlich, um kostenbaren öffentlichen Raum nicht mehr zum Nulltarif zu verschenken; Regeln müssen zudem konsequenter durchgesetzt werden.

Die genannten Maßnahmen bewirken eine Entwicklung hin zu mehr Fußgänger- und Fahrradverkehr, da der Anreiz, mit dem Auto in die Zentren zu fahren, durch eine Minderung des Komforts abgebaut wird. Im Gegenzug werden die freiwerdenden Flächen für Fußgänger und Radfahrende attraktiver, der öffentliche Raum lädt vermehrt zum Aufenthalt ein.

Da dieser Prozess nur möglich ist, wenn diesem eine breite Öffentlichkeit zustimmt, ist eine enge Abstimmung mit Bürger:innen erforderlich. Zudem bieten sich Pilotprojekte an, die man flexibel anpassen oder im Falle des Scheiterns auch unbürokratisch beenden kann.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert