Vor fast genau zwei Jahren haben wir an dieser Stelle über das Ergebnis des ADFC-Fahradklima-Tests berichtet. Unser damaliges Fazit lautete „Unter den Städten und Gemeinden zwischen 20.000 und 50.000 Einwohnern belegt Rösrath den bescheidenen Rang 314 von insgesamt 408 Orten. Das heißt: 75% aller Kommunen mit vergleichbarer Größe haben besser abgeschnitten.“
Ausgabe Nummer 10 mit Rekordbeteiligung
Im vergangenen Herbst wurde diese öffentliche Befragung des ADFC zum zehnten Mal durchgeführt und brachte eine Rekordbeteiligung: „Bei der 10. Ausgabe des ADFC-Fahrradklima-Tests haben rund 245.000 Radfahrende teilgenommen. Das sind 15.000 mehr als 2020 – und so viele wie nie zuvor. Sie haben 1.114 Städte und Gemeinden bewertet“.
Rösrath belegt den 368. Rang von 447 Orten zwischen 20.000 und 50.000 Einwohnern
Das nach wie vor unbefriedigende Ergebnis: Rösrath rutschte vom Platz 314 um 54 Plätze auf Platz 368 ab (Download des PDF). Allerdings sind bei der aktuellen Befragung 39 Orte mehr in die Wertung gelangt, so dass man daher bestenfalls von einer Stagnation auf niedrigem Niveau sprechen kann.
Öffentliche Leihfahrräder als Lichtblick
Unter allen Teilaspekten sticht die überdurchschnittlich positive Bewertung (Schulnote 2,8) für die öffentlich verfügbaren Leihfahrräder als kleiner Lichtblick heraus. Auch die prinzipiell zügige Erreichbarkeit der Stadtzentren – trotz Sicherheits- und Komfortmängeln in anderen Kategorien – wird mit der Note 3,2 recht positiv bewertet.
Teilkriterien unterhalb des Gesamtdurchschnitts
Unterhalb des Gesamtdurchschnitts von 4,28 wurden u.a. folgende Kriterien bewertet (Tabelle mit allen Teilwertungen):
- Allgemeiner Stellenwert des Radverkehrs (4,7)
- Komfort beim Radfahren (4,7)
- Falschparkerkontrolle auf Radwegen (5,1)
- Ampelschaltungen für Radfahrende (5,1)
- Winterdienst auf Radwegen (4,9)
- Konflikte mit Kfz (4,7)
- Fahren im Mischverkehr mit Kfz (4,6)
- Fahren auf Radwegen und Radfahrstreifen (4,9)
- Breite von Wegen für Radfahrende (5,0)
- Führung an Baustellen (5,1)
Drei Highlights bei unseren Nachbarn
Noch schlechter kamen unsere Nachbarn in Overath mit einem Durchschnitt von 4,52 und Platz 430 (von 447) weg. Doch man sieht in den Ergebnissen auch, dass sich Bemühungen um eine verbessere Infrastruktur für Radfahrende in der Wahrnehmung positiv bemerkbar machen:
- Lohmar belegte in der gleichen Städtekategorie wie Rösrath einen hervorragenden Platz 16 und zeigte im Vergleich zur vorherigen Wertung eine gute Tendenz nach oben.
- Die Städte Köln und insbesondere Bonn errangen in ihren jeweiligen Städtekategorien (größer 500.000 bzw. 200.000 bis 500.000 Einwohner) ein Sonderlob als „AUFHOLER (Beste Entwicklung)„.
Es bleibt noch viel zu tun
Wenn man das vom Land Nordrhein-Westfalen im Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetz gesetzte Ziel – „den Anteil des Radverkehrs an allen Wegen auf 25 Prozent zu steigern“ – ernst nimmt, dann bleibt nur eine Schlussfolgerung: Mit punktuellen Verbesserungen (z.B. mehr Fahrradstellplätze, Öffnung einiger Einbahnstraßen für Radfahrende) werden wir in Rösrath nicht annähernd in die Nähe einer solchen Zielerreichung gelangen.
Für einen sicheren, komfortablen und zügigen Radverkehr, der eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung für alltägliche Wege erfährt, ist deutlich mehr erforderlich. Dies bedeutet in der Praxis ein Umsteuern bei der Verkehrsplanung, also mindestens eine Gleichberechtigung, wenn nicht gar eine Priorisierung des Fuß- und Radverkehrs.
Eine Antwort auf „Rösrath stagniert weiterhin im ADFC-Fahrradklimatest 2022“
Wenn man darüber nachdenkt, welchen Stellenwert die Fahrradfahrer in Rösrath haben, braucht man nur den NEU!-gestalteten Sülztalplatz zu betrachten. Radfahren ist hier lebensgefährlich, es sei denn, man fährt verkehrswidrig über den Platz. Es ist unbegreiflich, wie man viel Steuergeld für eine (überflüssige) Neuanlage ausgibt und dann so ignorant plant.